Jörg Ramsauer Literatur, Natur, Sport
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Steilster Weinberg Deutschlands – Der Calmont

Oktober 23

Ein Artikel in der Rheinischen Post hat mich auf den steilsten Weinberg Deutschlands aufmerksam gemacht (TÜLLMANN 2004).  Schön archiviert im Ordner „Ausflugsziele“ fristete nun der Artikel sein Dasein. Zwischendurch wurde er wiederentdeckt und dann reifte der Plan. Dazu ergab sich die günstige Konstellation, dass sich mein Bruder in der näheren Umgebung niedergelassen hat. Die Umsetzung erfolgte dann im Mai. Die erste gemeinsame Unternehmung seit Verlassen des Elternhauses ohne Anhang sollte diese Exkursion sein. Die Wetteraussichten waren für diesen Tag alles andere als gut. Erst gegen Mittag sank die Regenwahrscheinlichkeit auf 30%. Diese Aussage eines Internet Wetteranbieters ließ die Hoffnung aufkeimen, die Planung tatsächlich umzusetzen. So fuhren wir dann gemütlich ins Städtchen Bremm an der Mosel. Von dem Parkplatz im Zentrum, der direkt links neben der Durchgangsstraße liegt weist die Beschilderung den Weg. Hinter der Kirche folgt der zunächst gemächliche Anstieg bis zum Beginn des Klettersteigs. Der Beginn des Klettersteigs wird durch eine steil emporragende Treppe markant in Szene gesetzt. Dort befindet sich auch eine Hinweistafel auf die möglichen Unbillen, die den Wanderer in der Folge erwarten können. Die eingehende Begutachtung der Szenerie löste bei meinem Bruder doch eine gewisse Skepsis ob der nun auf ihn zukommenden Strapazen aus, wobei er sich plötzlich nicht mehr ganz sicher über seine Schwindelfreiheit war. Auch die Steilheit der Treppe und die Anmerkungen auf der Hinweistafel, dass dieser kommende Pfad nur für geübte Wanderer begehbar sei, verursachte doch eine gewisse Unsicherheit. Nach einigen Bemühungen konnte ich ihn jedoch zu einem Versuch überreden. Dabei war ich nie im Zweifel darüber, dass er die Tour aufgrund seiner Physis nicht schaffen könnte. Gleich zu Beginn standen beidseitig des Weges schöne Echium vulgare Bestände, ein Zeichen für trockene Böden. Der Weg schlängelt sich auf der Hälfte des Hanges durch die Weinberge. Ein Gelände war eingezäunt, damit die frischen Setzlinge der Reben nicht angefressen werden. Angesichts der Steilheit des Geländes ist es unvorstellbar, dass auch Wildschweine und Rehwild  bis in diese Lage vordringen können. Während des Weges gibt es zu verschiedenen Themen sehr informative Infotafeln, ob über die weithin sichtbare Ruine des Klosters Stuben auf der anderen Moselseite, oder die Landschaft bis hin zu Kultursplittern und der Entstehung einer neuen Pflanzung wird alles dargestellt. Zwischendrin gibt es dazu zahlreiche Rastplätze, die mit viel Liebe gestaltet wurden.

 

Die weitere Wanderung wurde durch  zahlreiche Puppen des Baldrian-Scheckenfalters (Melitaea diamina) begleitet, die an einer Trockenmauer einen offensichtlich opitmalen Standort gefunden hatten. Aber auch zahlreiche Wanzen, Käfer, Flechten zeigten sich. Floristisch äußerst wertvoll war sicherlich der Fund einer Orobanche Art, die wir jedoch noch nicht einordnen konnten. Aber auch der Fund des Schwarzen Bärs (Arctia villica), eines wunderschönen Falters zeigt den hohen Wert dieses Biotopes. Die Faszination liegt eigentlich darin, dass man nach jeder Biegung und Veränderung des Weges neue Ausblicke in die Landschaft erhaschen kann, die das Herz förmlich höher schlagen lassen. Ab und zu haben wir dann auch schon mal fragend den weiteren Weg suchen müssen und uns über in den Fels geschlagene Leitern fortbewegen müssen. Zum Schluß des Weges nach fast 3 km Länge kommt noch einmal eine Treppe aus in den Fels geschlagenen Eisen, die dem Wanderer aus Richtung Ediger-Eller signalisieren soll, dass hier eine etwas anspruchsvollere Wanderstrecke zu erwarten ist. Vom Ende des Klettersteigs muß man etwa noch eine halbe Stunde gemütlich bis Ediger-Eller bergab wandern. Man kann aber auch noch einen anderen Weg zu einem Aussichtspunkt wählen. Für den reinen Wanderweg haben wir etwa 4 Std. mit zahlreichen Unterbrechungen benötigt. Bei schönem Wetter würde ich aber jedem Wanderer zu einer Weinprobe mit leckerem Baguette auf einem der Rastplätze raten, so dass die Wanderung dann als Tageswanderung ausgeführt werden kann.

 

Von Ediger Eller aus wanderten wir auf die andere Straßenseite direkt auf den Moselwanderweg, der direkt am Ufer entlangführt. Er ist leider asphaltiert und nicht so schön romantisch, dafür entschädigt aber die Aussicht auf den schönen Calmont und die Mosel. Auf dem Fußmarsch zurück nach Bremm begegnete uns dann doch tatsächlich noch der Segelfalter, ein sicherlich sehr seltener Anblick, so dass wir dort noch ein wenig Verharren mussten, um ihn auf Zelluloid zu bannen. Für den Rückweg nach Bremm benötigten wir nur etwa 20 min (trotz Unterbrechung). In Bremm, wie auch in Ediger Eller kann man sich nach der Wanderung die Weine in den zahlreichen Gaststätten auf der Zunge zergehen lassen. Für mich war es ein außergewöhnlicher Ausflug. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an den Alpenverein vor Ort, der diesen Wanderweg entwickelt und umgesetzt hat. Diejenigen, die den Klettersteig nicht ausprobieren wollen, können auf einen Wanderweg ausweichen, der sich auch nach Ediger Eller führt aber auf dem Plateau entlangführt.

 

Weitere Infos unter www.calmont-mosel.de oder Verkehrsamt Ediger-Eller, tel. 02675-1344.

 

Literatur:

 

TÜLLMANN, C.-H. (2004): Am Drahtseil durch die Reben. Rheinische Post 9.10.04, R3.

Geburtshaus – Traum der Niederkunft – Geburt einmal anders erlebt

Oktober 23

Die meisten Kinder kommen in Deutschland im Krankenhaus zur Welt. Doch nicht weit über unsere Grenzen hinweg in den Niederlanden hat sich das Verhältnis zwischen Krankenhaus  und Hausgeburten bzw. Geburtshaus umgekehrt. Die Ursache für die hohe Zahl von Krankenhausgeburten lässt sich nur vermuten. Vielleicht liegt eine Ursache in dem Glauben an die perfekte Medizin, die eine reibungslose Geburt durch einen hohen Aufwand apparativer Technik und hoher ärztlicher Kunst in Aussicht stellt. Es könnte aber auch sein, dass tradierte Verhaltensweisen übernommen werden, denn der Einfluß des direkten Umfeldes wird auch eine Rolle spielen. Hausgeburten oder Geburten im Geburtshaus sind dann eher die Seltenheit als die Regel.

 

Als uns bekannt wurde, dass in Geldern ein Geburtshaus eröffnet hat, war für uns sofort klar, dass wir unsere zweite Geburt dort erleben wollten. Die Villa Dullstein ist ein alterwürdiges Gebäude, Baujahr 1936, im schönen Ortsteil Veert umgeben von einem riesigen Garten. Die beiden erfahrenen Hebammen, Agens Tebarts und Lucie Bald bieten dort ein umfangreiches Begleitprogramm zur Geburt an. Im Wechsel mit unserem Gynäkologen wurden dort die Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Die Räume sind allesamt sehr stilvoll,  in sehr warmen Farbtönen, gehalten. Ein standardisiertes und eher abschreckend wirkendes `Krankenhaus Weiß` sucht man dort vergebens. Als bei meiner Frau die Wehen einsetzten, fuhren wir unverzüglich zur Villa Dullstein, denn bei unserer ersten Tochter waren wir recht spät im Krankenhaus, so dass die Geburt eher von Hektik als von Harmonie begleitet war. Zusätzlich wurden wir schon vorab gewarnt, dass beim zweiten Kind eine noch schnellere Geburt zu erwarten wäre.

Die beiden Räume der Villa Dullstein, die für die Geburt vorgesehen sind, tragen die Namen Vanille- und Apfelzimmer. Sie erinnern eher an Hotelzimmer. Die Farben sind aufeinander abgestimmt. Die Partner können es sich beide bequem machen und sich bei seichter, beruhigender Musik, je nach Wunsch, auf die bevorstehende Geburt einstimmen.

 

Als wir in unser „Hotel“ eincheckten, empfing uns unsere Hebamme Lucie Bald. Nach ersten Untersuchungen richteten wir uns häuslich ein. Zu Beginn der Nacht verschwanden die Wehen und wurden mit pflanzlichen Mitteln wieder in Gang gesetzt. Am nächsten Morgen ließen die im Juni zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden angenehmen Temperaturen ein gemeinsames Frühstück mit unserer Hebamme auf der Terrasse mit Blick auf den großen Garten zu. Obwohl sich bei meiner Frau eine Wehenschwäche abzeichnete wurde uns kein Druck auferlegt. Wir hatten eine Wassergeburt geplant, doch in der Wanne verzogen sich die Wehen, so dass meine Frau zahlreiche Treppenstufen erklimmen musste, damit die Wehen stärker wurden. Durch einfühlsame Maßnahmen der Hebamme platzte schließlich die Fruchtblase und der Geburtsvorgang konnte beginnen. Meine Frau konnte nun die für sie angenehmste Haltung einnehmen, wobei kein Einfluß von Seiten der Hebamme genommen wurde.

Nach der erfolgreichen Niederkunft haben wir uns in unserem `Hotelzimmer` hervorragend eingeigelt, bevor wir nach einem sehr angenehmen Abendessen mit unserer Hebamme die Villa verließen.

Zu erwähnen ist noch, dass unsere ältere Tochter (damals 3 Jahre alt) mit im Geburtshaus schlafen konnte und nur während der eigentlichen Geburt abwesend war, wobei auch hier Kompromisse möglich gewesen wären. Deshalb ist auch die Flexibilität der beiden Hebammen hervorzuheben, die sich individuell auf die Bedürfnisse der Eltern einstellen. Wer sich hinsichtlich der ärztlichen Versorgung im Notfall unsicher ist, dem sei gesagt, dass auch in diesen Fällen rechtzeitig gehandelt wird und durch das naheliegende Krankenhaus Geldern mit seiner Kinderstation eine entsprechende Versorgung sichergestellt werden kann. Die Begleitung durch die bekannten Hebammen ist auch dann möglich.

 

Wir haben uns nicht zuletzt auch über unsere runde Geburt gefreut, denn unsere Tochter, Sonja, war Geburt Nr. 70. Für uns war die Niederkunft in diesem romantischen Rahmen ein wirklicher Traum, der sehr zur Nachahmung empfohlen werden kann. Wir sind auch nach nunmehr fast 2 Jahren dem Team der Villa Dullstein sehr dankbar und erinnern uns mit Freuden an das angenehme Wochenende.

Weitere Infos, auch zu umfangreichen Begleitprogrammen, unter:

www.geburtshaus-geldern.de oder Villa Dullstein, Harttor 48, 47608 Geldern, tel. 02831-977793, fax. 132330.

Straßenschuhe in der Wohnung ?

Juni 1

Na wie haltet Ihr es, wenn ihr zu Besuch seid. Ich wette, dass in den meisten Fällen die Schuhe angelassen werden. Warum eigentlich. Stinken die Füße ? oder sind die Löcher peinlich, die sich gähnend dem neugierigen Betrachter zeigen würden. Sicherlich fällt vor der Entscheidung die Schuhe auszuziehen ein Blick auf den Boden und das Gehirn prüft schnell die Art des Bodenbelages. Die Frage ist natürlich auch, ob hochwertige Teppiche im Flur wirklich alle Besucher die Entscheidung treffen lassen, die Schuhe auszuziehen.

Jeder kennt die Situation. Ein Besucher tritt ein, sieht das Hausherr bzw. Hausherrin sich in Pantoffeln oder ähnlichem fortbewegen und strengt sich gerade an, die Schuhe auszuziehen, da ertönt es. Die Schuhe sind doch sauber, lassen Sie an. Nun warum lässt man den Besucher nicht die Schuhe ausziehen, denn optisch sauber, heißt noch lange nicht ohne Mikroorganismen etc. Ekelhaft finde ich es, wenn der beschuhte Besuch auf die Badezimmervorleger im Bad  tritt, auf dem die Wohnungsinhaber gewöhnlich auf nackten Füßen herumlaufen. Natürlich kann man diese Utensilien auch vor der Ankunft des Besuches in Sicherheit bringen, aber bitteschön, ein wenig mitdenken schadet doch nicht.

Sicherlich wird man die Frage Schuhe anlassen oder ausziehen situationsbezogen beurteilen. Auf einer Fete im gefliesten Wohnzimmer wird man höchstwahrscheinlich die Schuhe anlassen. Wie würde die Fete wohl aussehen, wenn das Wohnzimmer und die gesamte Wohnung mit Teppich ausgelegt wäre. Ich denke, die Mehrzahl würde die Schuhe anlassen. Interessant wäre auch die Frage, wie viel Prozent der Leute würden bei einer gefliesten Wohnung und einem Badvorleger in der Gästetoilette, diesen bei Benutzung zur Seite schieben, wenn sie noch die Schuhe tragen würden. Ich denke, dass die meisten den Vorleger an Ort und Stelle belassen würden.

Ich für meinen Teil halte es wie die Mehrzahl unserer ausländischen Mitbürger, ich ziehe die Schuhe grundsätzlich aus.

 

Dieser Beitrag wurde im März 2007 auf opinio veröffentlicht

Eine gewöhnliche Fahrt zu einer Weihnachtsfeier

Juni 1

Es ist Vorweihnachtszeit und so stehen wieder zahlreiche Weihnachtsfeiern auf dem Programm. So auch in unserer Firma. Man hatte nach Düsseldorf geladen. Zunächst um 19 Uhr am „Uerige“ und dann um 20 Uhr  ab zum „Schiffchen“.

Bereits 1,5 Std. vor der vereinbarten Zeit war ich auf der Autobahn 40 Richtung Duisburg unterwegs, glücklich es rechtzeitig geschafft zu haben. Das letzte Mal war ich vor Jahren in Düsseldorf. Die Fahrtroute hatte ich aus Zeitmangel mir nicht mehr angesehen und war der Auffassung, den Weg noch zu finden. Ich erreichte Düsseldorf noch weit vor der Zeit. Zunächst ließ ich mich von den Schildern Richtung Altstadt leiten, befand mich einige Zeit jedoch in Bilk wieder. Von dort aus musste ich auf Nachfrage bei einem Passanten wieder umkehren. Schließlich erblickte ich das Schauspielhaus und die aus der Vergangenheit vertrauten Gegebenheiten. Von dort aus war es nur ein Katzensprung bis zur Altstadt. Doch nun begann das Martyrium. Wo soll ich nun parken. Die Seitenstraßen quollen über vor Autos, die mal mehr oder weniger korrekt parkten. Angesichts dieser ausweglosen Lage entschloß ich mich wieder Richtung Schauspielhaus zu fahren in der Hoffnung, dass sich die Parksituation mit zunehmendem Abstand zur Altstadt entspannen würde. Nach einigem Suchen erspähte ich dennoch eine Parklücke, auf der anderen Fahrbahnseite. Mit quietschenden Reifen zog ich eine Kurve, um dann schnell rückwärts in die Lücke zu fahren. Der Platz befand sich direkt zur Auffahrt zu irgendeinem kulturellen Gebäude. Als ich gerade glücklich und zufrieden austeigen wollte, hupte jemand hinter mir. Der freundliche Autofahrer hinter mir, saß  aus welchem Grund auch immer, noch in seinem Fahrzeug und teilte mir mit, dass ich in einer Einfahrt parken würde. Ich ließ mich überzeugen, dass der Radius für Fahrzeuge, die die Einfahrt nutzen wollten, durch mein Fahrzeug entscheidend eingeschränkt werden würde. Ein wenig deprimiert versuchte ich nun in der Folge in den nun folgenden Seitenstraßen. Dabei wurde ich durch die Verkehrsregelung gezwungen, umständliche Umwege in Kauf zu nehmen, um überhaupt in die Seitenstraßen zu gelangen. Als sich eine ganze Zeit lang später der Kreis schloß und ich wieder an „meiner“ Parklücke vorüberfuhr, musste ich ernüchternd feststellen, dass dieser Platz nun besetzt war und der Herr in dem Fahrzeug dahinter auch nicht mehr in seinem Fahrzeug saß. Wahrscheinlich saß er nunmehr mit seinem Freund bei einem schönen Bier in der Kneipe. Was lernen wir aus der Geschicht. Lasse Dich nicht allzu leicht überreden. Die nun aufkeimenden Gedanken aus seinen Reifen einen schweizer Käse zu machen, verdrängte ich schnell wieder, da ein Blick auf die Uhr mir nun anzeigte, dass ich bereits den Treffzeitpunkt überschritten hatte und ich den Aperitif nun bereits vergessen konnte. Nun beschloß ich zum Rheinufer zu fahren, um dort nach einer Parkmöglichkeit Ausschau zu halten. Doch ehe ich mich versah befand ich mich auf der Brücke nach Oberkassel Richtung Neuss. Abbiegen war überall verboten. So entfernte ich mich zusehends von der Altstadt. Die ersten Hinweisschilder Richtung Neuss tauchten auf bis ich zu einer radikalen Methode griff und entgegen der Vorschriften in einem waghalsigen Manöver nun die Initiative ergriff und eine Wendung wie in einem guten Krimi vollzog. Als ich wieder über die Brücke fuhr, konnte ich die illuminierte Altstadt in einem schönen Panorama genießen. Ich wurde jedoch jäh aus meinen Träumen gerissen, da ich abbiegen musste, um zum Ufer zu gelangen. Auf der Uferstraße entschied ich mich zunächst wieder von der Altstadt wegz Richtung Rheinterrassen zu fahren, doch überall Parkscheinautomaten und besetzte Parkplätze. Jetzt wollte ich doch noch einmal die Gegenrichtung erkunden. Schnell war ich im Tunnelsystem. Im Tunnel gab es sogar einen Abzweig ins Parkhaus, das sogar noch frei war. Ich beschloß diese Möglichkeit anzunehmen falls ich auf der anderen Seite des Tunnels nicht fündig werden würde. Da nach dem Tunnelsystem schon die ersten Schilder des Stadtteils Bilks im Süden auftauchten, verließ mich der Mut. Also wieder hinein in die Röhre und ich wollte mich meinem Schicksal ergeben, in einem Parkhaus zu enden. Vorteil war sicherlich der danach nur kurze Weg in die Altstadt. Als ich jedoch vor der Schranke meine Aufwartung machte, traf mich der Blitz als ich auf die Preistafel blickte: 2,40 EUR/Std und für jede angefangene Stunde weitere 2,40 EUR. Aber natürlich, wem dies noch nicht reichte, der kann ja für über 17 EUR eine Tageskarte kaufen. Die Bierliebhaber und den geneigten Lesern werden jetzt sicherlich alles in Alt beim Uerige umrechnen. Nicht mit mir. Ein letztes Aufbäumen in mir und ich beschloß nun wieder von der Altstadt wegzufahren. Irgendwo muß es doch noch kostenfreie Parkplätze geben. Wieder an den Rheinterrassen vorbei und schließlich siehe da, freie Parkplätze so weit das Auge reicht. Meine Augen streifen hastig der Bürgersteigkante entlang auf der Suche nach einem Parkscheinautomaten. Nein nichts. Tatsächlich weit und breit kein Verbotsschild, keine Schranke einfach nichts. Es ist wie Weihnachten, es wird warm ums Herz. Mit Schwung rase ich in die Lücke, obwohl dies gar nicht nötig war, da links und rechts alles freie Plätze waren. Frohen Mutes nahm ich nun den Fußmarsch in Angriff, der mich in nur 15 min zum Uerigen führte. Pünktlich um 20 Uhr setzte ich meine Füße über die Schwelle des „Schiffchens“. Wie sagte schon Goethe: Hoffen ist besser als Verzweifeln…..

 

 

Dieser Artikel wurde im Dezember 2006 auf dem opinio Portal veröffentlicht

Neues vom Nikolaus

Juni 1

Eine schöne Tradition findet sich zuweilen am Niederrhein um den 6 Dezember, wenn ein rotummantelter Gesell mit einem langen weißen Bart, einer schweren Mütze, einem noch schwereren, dicken Buch und einem langen Stab durch die Lande zieht und den Kleinsten unserer Gesellschaft einen Besuch abstattet. Begleitet wird er von einem verhüllten Engel und einem doch recht irdisch aussehenden Feuerwehrmann. Obwohl erst im zweiten Jahr dabei aktiv habe ich doch einige Dinge erlebt über die es sich lohnt nachzudenken.

Eine scheinbar ebenso lange Tradition scheint es dabei zu sein, den Kleinsten ihr allerliebstes Stück – den Schnuller  oder die Trinkflasche – durch den Nikolaus wegnehmen zu lassen. Da fragt dann auch schon einmal ein Vater sein zweijähriges Kind, ob der Nikolaus den Schnuller wegnehmen darf. Dabei fällt es niemanden auf einmal über dieses Verhalten nachzudenken. Es wird von einem Kleinkind verlangt, über diese weitreichende Entscheidung nachzudenken. Dabei sei einmal dahingestellt, dass der Schnuller kein Ersatz für die weibliche Brust darstellt, an der sich das Kind beruhigen kann und auch Nähe finden kann. Doch wenn dieses neuweltliche Instrument menschlicher Bedürfnisbefriedigung in dieser Funktion verwendet wird und bei dem Kind einen entsprechenden Stellenwert einnimmt wird doch folgerichtig die Wegnahme wie ein Diebstahl bewertet. Ist es nicht viel sinnvoller diesen Umbruch langsamer zu vollziehen und vielleicht durch mehr Zuwendung den Verzicht zu erleichtern.

Betrachten wir eimal den reinen Akt des Wegnehmens durch den Nikolaus als solcher, kann bei dem betreffenden Kind nur ein negativer Eindruck entstehen. Es wird Angst geschürt, nur weil Eltern sich nicht mit dem Problem beschäftigen wollen und dieses einfach auf den Nikolaus abwälzen wollen. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach das Problem erst gar nicht entstehen lassen. Die wenigsten Eltern haben sich mal selbstkritisch gefragt, ob den ein Schnuller dringend notwendig ist, denn scheinbar wird auch die Anwendung tradigenetisch vererbt.

 

Dieser Beitrag wurde im September 2006 auf opinio veröffentlicht.

Neulich im Supermarkt

Juni 1

Wie wir Männer nun mal so sind. Unterwegs entpuppt sich das Frühstück als zu mager und der Hunger macht sich in der Magengrube breit. Ein schneller Blick ins Brieftäschchen lässt die Schweißperlen auf die Stirm treiben, denn kein einziges Geldstück ist zu sehen. Tabula rasa eben. Verzweifelt kreisen die Gedanken nur um das Thema Essen. Wie komme ich nun bloß an etwas Nahrhaftes zu essen ?

Da fällt mir ein, dass man ja im Supermarkt mit Karte bezahlen kann. Also hüpfe ich schnell in den nächstgelegenen Markt hinein und besorge mir ein leckeres Fladenbrot mit etwas Käse dazu. Auf dem Weg zur Kasse frage ich eine Mitarbeiterin, ob Kartenzahlung möglich ist und erhalte ein freundliches „Ja“ zurück. Doch an der Kasse folgt schnell die Ernüchterung. Die aus dem hinteren Ladenteil herbeigerufene Kassiererin blickt mich völlig entgeistert an, als sie für meinen Einkauf im Wert von 2,15 EUR die EC-Karte entgegengestreckt bekommt. Ich solle doch für 10 EUR mindestens Ware kaufen. Da sie die Einstellungen des Kassenautomaten nicht zurücksetzen kann, empfiehlt sie mir, schnell etwas zu besorgen. Sie wollte so lange warten. Auf dem Weg ins Innere des Supermarktes drücke ich mich an der Warteschlange hinter mir vorbei und bin hoch erfreut nach Erreichen der ersten Regale noch kein Messer im Rücken zu spüren und keinen Sichtkontakt mehr mit der Kundenmeute in der Schlange zu haben. Doch was soll ich nun kaufen ? Man will sein Geld ja nicht in 10 kg Waschmaschinenpulver investieren, dass zu Hause nicht benötigt wird und dann nur in der Ecke verstaubt. Ich entscheide mich für Obst. Nach dem Einpacken der schönen Äpfel wäre ich fast an einer defekten Waage gescheitert. Gott sei dank gab es noch eine zweite intakte Waage. Schnell noch Porree eingesteckt, dazu im Kopf schnell den Warenwert addiert – es müsste fast reichen. An der Kasse wieder angekommen wage ich es nicht, in die Grimassen der Wartenden zu sehen. Der Marktleiter hat sich auch schon dazu gesellt und beobachtet nun sorgsam das Geschehen. Die Summation ergibt 8,50 EUR und sofort kommt die mürrische Bemerkung der sichtlich verärgerten Kassiererin, dass dies noch immer zu wenig wäre. Jetzt entpuppt sich der Marktleiter als kulanter Geschäftsmann und die mürrische Dame muß meinem Anliegen nun stattgeben. Ich muß nun doch nichts mehr dazu kaufen. Schon ertappe ich mich bei Rechtfertigungsversuchen, aber wozu. Auch ich muß in meinem Verkäuferleben Dienstleistung erbringen, die nicht auf Heller und Pfennig bezahlt werden. Bevor ich nun richtig in Fahrt gerate und über Dienstleistung zu referieren beginne, meldet sich mein Magen und erinnert mich daran, mich möglichst schnell zur Mahlzeit zu begeben…….

 

Dieser Beitrag wurde im September 2005 auf opinio veröffentlicht.

 

Von Autofahrern und Nachtgebeten

Juni 1

Was ist des Deutschen liebstes Kind ? Natürlich das Auto. Ein vortreffliches Klischee, aber es stimmt noch immer. Besonders an Wochenenden und vor Feiertagen sieht man sie in Scharen zu den Tankstellen ausschwärmen. Dort wird dann das Auto gewaschen, gesaugt und abgestaubt, poliert und gewachst, um dann das Ergebnis aller Welt zu zeigen. Besonders zur sonnigen Sommerzeit sieht man sie die zahlreichen Coupés und Oldtimer. Zu diesen Oldtimern zählt inzwischen auch schon der legendäre Opel Manta. Wer erinnert sich noch an die Zeit, in der die Manta-Witze grassierten und manche Friseuse zur Weißglut trieb. Dazu passend möchte ich Euch an dieser Stelle das „ Nachtgebet eines unbekannten Autofahrers“ nicht vorenthalten, das ich während der Durchsicht alter Unterlagen gefunden habe. Leider ist der Texter mir unbekannt.

 

 

Das Manta Unser

Manta unser,

der Du heizt auf der Piste

Deine Schnelligkeit komme

Dein Fuchsschwanz wehe

wie in Essen

so auch hier.

unser täglich Power gib uns heute

und vergib uns unsere Goldkettchen

wie auch wir vergeben unseren Friseusen

und führe uns nicht in `ne Radarfalle

sondern Erlöse uns von den Bullen.

denn Dein ist die Straße

und die Kraft

und die Schnelligkeit

in Ewigkeit.

Boh eh.

Dieser Beitrag wurde im Juli 2006 auf opinio veröffentlicht

Unmögliche Autofahrer

Juni 1

Letztens auf der Autobahn. LKW Unfall und eine auslaufende, unbekannte Flüssigkeit. Es wird die Feuerwehr gerufen, die jedoch Schwierigkeiten hat, zum Unfallort vorzudringen, da die Autofahrer nur sehr langsam die Fahrbahn räumen. Dabei wird schon den Fahrschülern beigebracht, dass bei einem Stau eine Mittelgasse für Rettungskräfte freizulassen ist. Glücklicherweise konnte noch während der Anfahrt zum Unfallort Entwarnung gegeben werden. Auch wenn hier weitere Rettungskräfte entgegen der Fahrtrichtung hätten auffahren können, vergehen in so einem Fall wertvolle Minuten, die beispielsweise für eine eingeklemmte Person zur Todesfalle werden können. Mir ist nicht klar, wie ignorant die meisten Autofahrer hier agieren. Man sollte sich einmal vergegenwärtigen, man wäre selbst die Hauptperson in diesem Drama. Dabei gilt auch vor Baustellen diese Regelung. Eine Mittelgasse kann hier für Rettungsfahrzeuge, die die Autobahn als schnellen Anfahrweg zur Einsatzstelle nutzen, vorteilhaft sein. Im übrigen können Autofahrer auch rote Ampeln überfahren, um Rettungskräften freie Bahn zu gewähren.  Dies kann sich immer dann als sinnvoll erweisen, wenn die dahinter befindlichen Fahzeuge keine Möglichkeit haben, dem nahenden Rettungsfahrzeug Platz zu schaffen, da sie z.B. auf den Vordermann zu dicht aufgefahren sind, oder die jeweilige Lage ein Ausweichen nicht zulässt. Dabei muß natürlich ein langsames Hineintasten in die jeweilige Kreuzung stattfinden, um keine gefährlichen Situationen entstehen zu lassen.

Das Verhalten einiger Autofahrer bei herannahenden Einsatzfahrzeugen mit Sonderrechten ist ebenfalls grotesk. Einige versuchen dem Einsatzfahrzeug zu „entkommen“, indem sie auf das Gaspedal drücken. Die anderen verlangsamen ihre Fahrt ohne weitere Maßnahmen. Dabei ist es gerade wichtig, dem Fahrer des Einsatzfahrzeuges zu signalisieren, das man das herannahende Rettungsfahrzeug erkannt hat und bereit ist, Platz zu machen. Dazu sollte immer der Blinker gesetzt werden. Am besten ist es natürlich direkt rechts ran zu fahren und durch Setzen des Blinkers klar zu dokumentieren, dass man das Fahrzeug vorbeilassen wird. Dazu muß auch kritisch angemerkt werden, dass der Fahrer des Rettungsfahrzeuges per Gesetz verpflichtet ist, Martinshorn und Blaulicht vom Gerätehaus bis zur Einsatzstelle eingeschaltet zu lassen und nicht zwecks Gehörschonung das Martinshorn zwischenzeitlich auf geringbevölkerten Strecken einfach auszuschalten. In der Praxis wird das Martinshorn erst wieder kurz vor Kreuzungen dazugeschaltet. Dies führt jedoch für die anderen Verkehrsteilnehmer zu sehr kurzen Reaktionszeiten. Hier ist ebenfalls auf Seiten der Rettungskräfte ein Umdenken erforderlich und auch notwendig. Zum Schluß ergeht daher die Aufforderung an alle Verkehrsteilnehmer. Bei herannahenden Fahrzeugen mit Sonderrechten, denkt immer daran, es könnten auch Eure Angehörige sein, die sich dort in einer Notlage befinden und für deren Empfinden  Minuten wie Stunden sind.

 

Der Artikel wurde bei opinio im Juli 2006 veröffentlicht