Jörg Ramsauer Literatur, Natur, Sport
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Die großen Kalifen von Gerhard Konzelmann

Januar 3

Dieses Buch ist auch eine Errungenschaft aus dem Bücherschrank in Heiligenhaus, die ich sofort verschlungen habe. Kunzelmann schildert in seinem Historienbericht die Geschichte Arabiens unter den verschiedenen Kalifen bis zum Untergang des letzten Kalifen in Baghdad, Al Mustasim Billahi, den die Mongolen umbrachten. Dies war übrigens ein Schicksal, das offensichtlich etliche Herrscher erleiden mußten. Bei einigen fragt man sich nur, warum dies nicht schon früher geschehen ist.

Interessant ist auch, wie weit sich die Christen in die arabische Welt vorgewagt haben, um dort das Königreich Jerusalem zu errichten. Dem Machthunger der einzelnen Könige und Fürsten ist es zu verdanken, daß man sie wieder verdrängt hat. Doch nicht nur die Christen waren teilweise besessen, sondern auch die Moslems, die sich intern zerfleischten. Der Islam wurde je nach Herrscher entsprechend interpretiert und umgesetzt. Die daraus resultierenden Nachteile wurden auf dem Rücken der Bauern und Handwerker ausgetragen, die sich nicht wehren konnten und oft ausgenutzt wurden.

Das Buch ist spannend geschrieben, obwohl mir ob des Wahrheitsgehaltes zwischendurch Zweifel kamen, als ich über Gerhard Kunzelmann recherchierte. Laut Wikipedia wurde er von einzelnen Wissenschaftlern als Plagiator bezeichnet. Ferner wurden ihm Lügen im Umgang mit der Historie vorgeworfen, so daß man sicherlich etwas kritischer mit den dargebrachten Argumenten umgehen muß, aber dies ist sicherlich auch auf sämtliche historische Quellen übertragbar. Geschichten und Erzählungen sind immer auch subjektiv zu sehen. Sehr schön gemacht ist auch die Karte über das Herrschaftsgebiet der Kalifen zu den unterschiedlichen Zeitpunkten sowie die chronologische Abfolge der Herrscher auf den letzten Seiten.

 

KONZELMANN, G. (1990): Die großen Kalifen. Das goldene Zeitalter Arabiens. Manfred Pawlak Verlag, Herrschen. Lizenzausgabe des Verlages Herbig, München. 408 S.

Meine zwei Leben von Karlheinz Hackl

Januar 3

Karlheinz Hackl beschreibt seine zwei Leben vor und nach seinem Gehirntumor. Das Buch ist in Anlehnung an ein Theaterstück aufgebaut.

Die beiden Autoren, Andrea Fehringer und Thomas Köpf schreiben eher im umgangssprachlichen Stil. Neben Ausführungen von Hackt über Kollegen wird die Phase nach seiner Operation beschrieben, als er mit schwankenden Gemütszuständen zu kämpfen hatte, die seine Umwelt maßgeblich unter Streß setzten.

Die Ausführungen über seine Kollegen hätten kürzer gefaßt werden können zu Gunsten eines Einblicks in seine Gefühlswelt nach der Operation. Warum hat er teilweise so aggressiv reagiert. Diese Frage würde man gerne beantwortet wissen. Trotzdem habe ich das Buch schnell durchgelesen und konnte es nicht aus der Hand lesen. Ein Zufallsfund aus dem Bücherschrank in Heiligenhaus.

 

HACKL, K.-H. A. FEHRINGER (Bearb.), T. KÖPF (Bearb.) (2009) Meine zwei Leben. Ein ziemliches Theater. Ueberreuter Verlag, Wien. 221 S. geb.

 

 

 

 

Philosophie – Was geht mich das an ?

Juni 14

Das früher bundesweite Funkkolleg mit Radiosendungen und Studienbriefen wurde vor etlichen Jahren leider eingestellt und vom Hessischen Rundfunk in veränderter Form weitergeführt. Es gibt nunmehr keine Studienbegleitbriefe, sondern nur noch die Radiosendungen, die auch als Podcasts im Internet zur Verfügung stehen. Am Ende des Funkkollegs werden die Radiosendungen zusammengefasst als Buchform herausgegeben.

Als diesjähriges Funkkolleg wurden aktuelle Themen aus Sicht der Philosophie beleuchtet. Dazu kamen nicht nur heutige Philosophen zu Wort, sondern es wurde auch der historische Kontext zu den antiken Philosophen hergestellt.

Unter der Federführung von Regina Oehler und Julia Tillmanns kam so ein sehr kurzweiliges Buch heraus, daß in 24 Lektionen die Bandbreite der Philosophie beleuchtet. Jeder der mal in die Philosophie hineinschnuppern möchte, dem sei der recht preiswerte Band empfohlen.

 

REGINA, O., J. TILLMANNS (Hrsg.) (2015): Philosophie – Was geht mich das an ? Verlag Komplett-Media GmbH, München, 336 S. ISBN:978-3-8312-0415-1

Jamuna

Juni 14

Jamuna hatte wegen eines Gewaltausbruches gegen eine Klassenkameradin schon Kontakt mit einer Betreuerin und befindet sich irgendwie in einer Findungsphase und der ersten großen Liebe. Die Mutter wird von ihr verdächtigt, einen Freund zu haben. Ihr Vater neigt zur Spielsucht. Als sie ihren Vater bei seiner Spielerei begleitet, nimmt das Unheil seinen Lauf, als er sich verschuldet und sie ihm helfen möchte, seine Schulden zu bezahlen. Gleichzeitig versucht sie Details über das „geheime“ Leben ihrer Mutter herauszufinden und findet dabei Geld, das sie entwendet, um es für die Spielschulden zu verwenden. Sie trifft sich mit dem Schuldner und verfällt in einer Art Rausch der Spielleidenschaft. Dabei erhöht sie unfreiwillig das Schuldenkonto.

Da sie keinen Ausweg sieht, in kurzer Zeit an hohe Summen Geld zu kommen, beginnt sie mit der Prostitution. Die Autorin Jamuna Devi beschreibt ihre Gefühle und die teilweise grotesken Szenen mit ihren Freiern. Sie zeigt auch, welche verhängnisvollen Situationen durch mangelhafte Kommunikation entstehen können.

Der Schreibstil bzw. der Aufbau ist gewöhnungsbedürftig, da es Szenen gibt, die aus Sicht des Freiers geschrieben sind, oder Tagebucheinträge. Trotzdem ein interessantes Buch mit einer schönen Geschichte und natürlich einem Happy End.

 

jamuna von Jamuna Devi. Eichborn Verlag, 155 S.

 

Warum verliebte Köche die Suppe versalzen

Mai 23

Einen Streifzug durch die Welt der Hormone unternimmt Marco Rauland in seinem unterhaltsamen Buch und zeigt uns die komplexen Prozesse, die sich beispielweise in erotischen Momenten ergeben. Das Zusammenspiel zwischen Vasopresssin, Testosteron, aber auch dem Prolaktin zeigen die Höchstleistungen, die von unserem Körper geleistet werden.

 

Ihr ständiger Begleiter von Claudia Schreiber

April 10

Das Leben von Johanna wird bestimmt durch ihren Vater, Heinrich Becher, der ein Hardcore Christ und Prediger sein will und auch ist. An erster Stelle steht für ihn Gott und dann irgendwie seine Familie, die von ihm hart geführt wird. Auf der anderen Seite die sensible Johanna, die Gott „kennenlernt“. In zahlreichen Dialogen hält sie Zwiesprache mit Gott, der für sie sichtbar ist – für andere jedoch nicht. Sie liebt ihren Gott und hasst ihn zugleich – bis sie am Ende so befreit ist, sich von ihm zu lösen und ohne sich direkt lenken zu lassen und zu erwarten. Ihr Vater der Hardcore Prediger muß die Erfahrung machen, dass sich seine Gemeinde unter seinem Wirken spaltet – in eine tolerante und in eine Hardcore Fraktion, wobei letztere sogar ihn zu Fall bringt und das ausgerechnet, wegen seinen toleranter gewordenen Kindern. Fortan lebt er, wie aussätzig, mit Ziegen in einem abgezäunten Bereich und kann die Welt nicht verstehen – und erst Recht nicht seine Kinder.

Der Roman schwenkt teilweise sehr abrupt. Die Gedanken sind folgerichtig und decken sich auch mit denen aus dem Buch von Neale Donald Walsch. Die Gespräche mit „ihm“, dem Allmächtigen, werden in Dialogform präsentiert. Für mich ein interessantes Buch, da es auch vom Schreibstil her nicht dem normalen Muster folgt, sondern auch vom Leser Konzentration und ein Denken zwischen den Zeilen.

Ihr ständiger Begleiter von Claudia Schreiber. Piper Verlag, ISBN 978-3-492-04973-3