Juni 1

Nach Peter Lauster wird unsere Seele zu wenig beachtet. Sie steht in Konkurrenz zum Idol-Ich, dem Normen-Ich, der Ratio und dem Körper. Obwohl sie in unserer Gesellschaft eigentlich der Herr sein sollte, ist sie nur der Diener. Für mein Empfinden ist das Normen-Ich der gewaltigste Einflussnehmer in unserem Verhalten. Jedwede Handlung ist vom Einfluß von außen geprägt. Die Ratio versucht die von der Gesellschaft vorgegebenen Normen zu erfüllen und sich danach zu verhalten. Die Bemerkung, dass alles andere, das nicht in das Normen-Ich hineinpasst als aussätzig, exzentrisch beurteilt wird wird am Beispiel der Moll-Häuser in Straelen deutlich. Der Wirbel um die in der Mehrzahl von ausländischen Mitbürgern bewohnten Gebäude hat nur zum Schein mit den Gebäuden und der Wartung zu tun. Das Treiben der Bewohner wird mit Argusaugen beobachtet. Fest steht, dass man bei schönem Wetter die Bewohner vor den Türen im Vorgarten findet. Alle scheinen miteinander fröhlich zu kommunizieren. Es gibt keine persönlichen Schutzbarrieren. Jeder kennt jeden und dies schweißt zusammen. Diese offene Art der Bewohner scheint einigen Straelenern Schmalspurdenkern nicht zu gefallen. Die Bewohner fallen mit ihrer fröhlichen Einstellung zur Last. Man kann es nicht einschätzen. Dieses Verhalten befindet sich außerhalb eines Normen-Ichs. Die Stadt hat die Häuser unter Umgehung demokratischer Prinzipien im Alleingang erworben und will die Bewohner umsiedeln, um die Häuser Ende des Jahrzehnts abreißen zu lassen. Sicherlich sind in der Vergangenheit von Seiten der Mieter Fehler in der Pflege der  von ihnen bewohnten Wohnungen gemacht worden, die auch zu Recht kritisiert werden dürfen. Diese Tatsache berechtigt noch lange nicht zu Vorurteilen in der Folge. Man hätte auch bei der fachgerechten Mülltrennung der Bewohner behilflich sein können.

Nach dem Erwerb durch die Stadt Straelen wurden Teilrenovierungen durchgeführt, wobei festgestellt wurde, dass sich die Bewohner aktiv und hochmotiviert daran beteiligen und sogar in Eigenleistung durchführen. Dies beweist einmal mehr die Identifikation der Bewohner mit ihren Wohnungen, wenn von Seiten der Vermieter reagiert wird und Wohnfeldverbesserungen durchgeführt werden.