November 3

Wenn Ausstellungen eröffnet werden, die den Titel „Welt“ tragen wird in der Regel nicht mit Superlativen gespart. Die Erwartungen des Publikums sind sicherlich auch besonders aufgrund eben dieser begrifflichen Superlative.

Die Floriade in Venlo ist als Welt-Gartenbau-Ausstellung, die nur alle zehn Jahre stattfindet ein Event, das im Gartenbau nicht einer Bundesgartenschau gleichzusetzen ist. Die Frage ist berechtigt, welche Erwartungen das Publikum denn hegt.  Für einen Besucher, der sich fachlich auf Augenhöhe der Veranstalter befindet, sind sicherlich die Erwartungen anderer Natur als für den buchstäblichen Laien, der sich mit dem Gartenbau in seinen Facetten in keinster Weise auseinander setzt und gesetzt hat.

Die Anfahrt zum Ausstellungsgelände offenbart eines vorweg. Das Wort Superlativ kann schon für diesen Teil für sich in Anspruch genommen werden, denn obwohl man als ankommender Autofahrer mit einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Eingang bzw. zum dort vorhandenen Busparkplatz erwartet, wird man relativ weit weg geführt. Es zeigt sich dabei, daß man bereits ein Straßensystem installiert hat, das bereits in die Zukunft gerichtet ist. Die Information, das in dem Parkplatzpreis von 10 EUR der Bustransfer bereits enthalten ist, wird deutlich kommuniziert.

Bei unserem Besuch erwarteten uns im Eingangsbereich zahlreiche Gräser, die man in der Rabatte hervorragend kombiniert hatte. Der weiträumige Platz ließ Erwartungen aufkommen.  Der große Kuppelbau in der Mitte des großen Platzes beinhaltete eine kurze Einführung in den Gartenbau als Wirtschaftsfaktor. Von dieser nur wenige Minuten dauernden Show hätte ich mir als Konsument mehr versprochen. Hier wurden schnelle Szenenwechsel durchgeführt, die nicht sauber abgestimmt waren. In weiteren Gebäuden stellten sich Firmen bzw. Regionen vor. Im NRW Pavillion war die Stadt Krefeld zu Gast. Ehrenamtliche Mitarbeiter stellten in einer Ecke die Produktion von Seide vor. Dies war sehr gelungen.

Der Bereich „Green Engine“  zeigte ein paar Mustergärten. Ein kleiner Teil war der Präsentation von Blumenzwiebeln gewidmet. Die Außengestaltung machte Lust auf das Entdecken des zum Thema errichteten Gebäudes. Dort wurde im Inneren ein Film gezeigt, der den Betrachter der Blumenzwiebel näher bringen sollte. Allerdings war der Zeichentrickfilm eher kontraproduktiv, da er den Konsumenten in eine infantile Ecke stellte, an Statt ihm Fakten zu bieten. Details der Produktion, wie in einem Dokumentarfilm wären da sicherlich eher angebracht und hilfreich gewesen. Dafür gibt es ein klares ungenügend.

Das zentrale Element an dieser Stelle war der Gewächshauskomplex mit integriertem Cafe und einer Empore zur Darstellung einiger Nationen, die jedoch eher zur Verkaufsveranstaltung geriet. Die Bepflanzung in der Halle machte Lust auf Mehr. Ebenso die Integration von Kunst und die Vorstellung von begrünten Innenwänden mit Hilfe von vertikalen Wandkontruktionen. Für alle Freunde der gedruckten Buchstaben und excellenten Bilder in Verbindung mit schönem Papier gab es ein Bücherregal mit literarischen Ausflügen in die internationale Gartenliteratur. Die teils großformatigen Bildbände konnten an einem rustikalen Tisch ausgiebig studiert werden. Dieser Teil war gelungen.

Im benachbarten Areal „Relax and Heal“  konnte man in die über das Gelände schwebende Seilbahn einsteigen. Dort wurden vertikale Kräuterwände für Außen gezeigt. Die  Gondelfahrt offenbarte eine schöne Übersicht über das Gelände und führte in den Bereich „World Show Stage“.  Etliche Nationen zeigten sich dazu in architektonisch unterschiedlich gestalteten Bereichen. Allerdings konnte ich mich hier auch nicht des Eindrucks erwehren, daß hier der Kommerz im Vordergrund stand, statt eine Besonderheit des Landes vorzustellen.  Dies war für mich eine enorme Schwachstelle, die dazu führte, daß ich mich unweigerlich schnell aus diesem Bereich verabschiedete.

Für uns war das herausragendste Element auf dieser Floriade „The Willowman“. Der Weiden-Künstler, Will Beckers, hatte mit seinen Weiden zahlreiche Behausungen kreiert, die nicht nur einen gewaltigen Eindruck hinterließen, sondern auch sicherlich zukunftsweisend im Hinblick auf naturnahes Bauen sind. Beckers hatte bewohnbare Behausungen geschaffen ohne Dübel und Schrauben, sondern nur die Eigenschaften der Weide berücksichtigend. Bezeichnend war, daß auf sämtlichen Plänen der Floriade dieser Künstler nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurde.

Der unten aufgeführte Plan zeigt eine Animation der Seilbahn, aber keinen Hinweis auf Will Beckers

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Der Weidenkünstler lud alle Kinder ein, an seinem Projekt teilzuhaben. Jedes Kind erhielt ein Grundgerüst und konnte durch Suchen in der nahen Umgebung Material sammeln und das Grundgerüst zu einem „Natur-Strauß“ ausbauen.  Die mit persönlichen Daten auf einer Holztafel ausgestatteten Werke wurden dann in einem „Weidentunnel“ der Öffentlichkeit präsentiert. Von dieser Aktion hätte ich mir einen größeren Anteil auf der Ausstellung vorgestellt. Hier wären Elemente wie sie im Ideenpark umgesetzt wurden, die die Kreativität fördern und Wissen durch haptische Erfahrungen vermitteln, ideal gewesen.

 

Die nächste Floriade wird im Jahr 2022 in Almere stattfinden. Genug Zeit also für die Veranstalter mehr Attraktionen für Kinder zu bieten und ein intensives Mitmach Konzept zu entwickeln – Kinder – Natur – Spaß., das natürlich gleichermaßen auch für Jung und Alt einen Anreiz darstellen könnte.